Unser Besuch an der LVR- Karl-Tietenberg-Schule in Düsseldorf

Hallo!

Wir sind die Orthoptik-Schülerinnen der Uniklinik Düsseldorf und hatten die Gelegenheit, einen Tag lang in den spannenden Schulalltag der LVR-Karl-Tietenberg-Schule einzutauchen – einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Sehen.

Die LVR-Karl-Tietenberg-Schule bietet Kindern und Jugendlichen mit Sehbehinderung, Blindheit und zusätzlichem Förderbedarf eine umfassende schulische Bildung von Klasse 1 bis 10. Trotz ihrer Einschränkungen erfahren die Schülerinnen und Schüler hier einen individuell angepassten und strukturierten Schulalltag, der ihre Fähigkeiten gezielt fördert.

Im Gegensatz zu Regelschulen hat jedes Kind einen eigenen Arbeitsplatz im Klassenraum. So wird Ablenkung durch äußere Reize minimiert und eine ruhige, konzentrierte Lernatmosphäre geschaffen. Zusätzlich stehen den Kindern individuell angepasste Hilfsmittel wie Bildschirmlesegeräte, iPads, Lupen oder Braillezeilen zur Verfügung – ganz nach dem persönlichen Bedarf.

Der Unterricht umfasst alle gängigen Schulfächer wie Deutsch, Mathematik oder Biologie, aber auch lebenspraktische Fähigkeiten, die den Alltag erleichtern. So lernen die Kinder beispielsweise den sicheren Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln, das Ertasten unbekannter Gegenstände oder die Gartenarbeit. Der Lehrplan wird stets individuell an den Entwicklungsstand und die Lernfähigkeit des jeweiligen Kindes angepasst. Das Lernen in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten stärkt nicht nur die fachlichen Kompetenzen, sondern auch das soziale Miteinander. Niemand fühlt sich „anders“ oder ausgeschlossen – ein Aspekt, der uns besonders beeindruckt hat.

Ein weiterer wichtiger Bereich der LVR-Karl-Tietenberg-Schule ist die Frühförderung. Die dort tätigen Sonderpädagoginnen und -pädagogen betreuen nicht nur die Schülerinnen und Schüler vor Ort, sondern begleiten auch sehr kleine Kinder schon in den ersten Lebensmonaten zu Hause – kostenlos und ohne Rezept. Diese frühzeitige Unterstützung ist essenziell für die bestmögliche Entwicklung des Sehens. Zusätzlich besuchen die Fachkräfte regelmäßig Regelschulen, um auch dort Kinder mit Förderbedarf gezielt zu unterstützen.

Für uns als angehende Orthoptistinnen ist der Besuch der Schule besonders wertvoll gewesen. Oft sind wir Orthoptistinnen und Orthoptisten die Ersten, die mit sehbehinderten oder blinden Kindern in Kontakt kommen. Wenn in der Praxis während der Untersuchung bei uns auffällt, dass eine Sehminderung besteht, muss direkt an die Weiterleitung der Eltern an eine passende Förderstelle gedacht werden. Außerdem wird dann eine Anpassung der entsprechenden Hilfsmittel notwendig, um dem Kind schnellstmöglich helfen zu können. Alle weiteren Schritte können dann parallel zur Anmeldung bei der Förderstelle ablaufen.

Bereits vor dem offiziellen Beginn einer Förderung haben Eltern die Möglichkeit, den Alltag ihres Kindes visuell und taktil anzuregen – mit farbenfrohen Spielsachen, bunten Lichtern, Spiegeln oder Materialien mit verschiedenen Oberflächen. Diese ersten Reize leisten einen wertvollen Beitrag zur Sehentwicklung.

Unser Tag an der LVR-Karl-Tietenberg-Schule hat uns sehr gut gefallen und einmal mehr gezeigt, wie wichtig individuelle Förderung ist und wie viel Lebensqualität durch spezialisierte Einrichtungen wie diese geschaffen werden kann.

Wir hoffen, dieser Einblick war auch für Sie hilfreich und konnte praktische Anregungen geben, wie sehbehinderten Kindern frühzeitig und wirksam geholfen werden kann.

Liebe Grüße

Laura, Gillian, Lea und Lara

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