Low Vision

Low Vision – Was bedeutet das?

Flyer: Wegweiser- Hilfe für sehbehinderte Menschen

Was ist eine Sehbehinderung?
Nach Empfehlung der DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) besteht eine Sehbehinderung, wenn  mit dem besseren Auge nach  Korrektur einer eventuellen Fehlsichtigkeit (Kurz- Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Alterssichtigkeit) eine maximal Sehschärfe von 0.3 (30%) oder weniger erreicht werden kann.
Diese Empfehlung ist an der Praxis orientiert, da zum Lesen von Texten in durchschnittlich großem Buch- bzw. Zeitungsdruck eine Mindestsehschärfe von 0.4 (40%) erforderlich ist.
Ist die Sehschärfe 30% oder schlechter, kann die Kostenübernahme vom zuständigen Kostenträger (für den privaten Bereich ist das die Krankenkasse) für Rehabilitationsleistungen und spezielle Hilfsmittel (vergrößernde Sehhilfen) in Anspruch genommen werden. Erforderlich für diese Kostenübernahme ist eine ärztliche Verordnung.
Eine individuelle Anpassung von geeigneten vergrößernden Sehhilfen für den Alltag und für den Arbeitsplatz und eine Beratung zu den unterschiedlichen Rehabilitationsangeboten wird durch spezialisierte Orthoptist:innen durchgeführt. (Siehe Liste unten)

Was tun, wenn das Sehvermögen nachlässt und die Brille nicht mehr hilft?
Die Sehschärfe der Augen reicht nicht aus, um die täglichen Sehaufgaben zu erfüllen? Die Lebensqualität ist eingeschränkt?
Da zur Wahrnehmung verschiedener Sehaufgaben wahrscheinlich die Hilfe von Mitmenschen beansprucht werden muss, wird auch die Selbstständigkeit beeinträchtigt.
Vergrößernde Sehhilfen können helfen.
Sehhilfen wirken bei bestimmten Sehaufgaben sehr unterstützend. Es gibt allerdings keine Sehhilfe, mit der Sehbehinderte wieder so sehen „wie früher“.
Das Lesen der Zeitung, der Kontoauszüge, der Medikamentenbeilage, des Telefonbuches oder der Preisschilder im Kaufhaus kann durch Sehhilfen deutlich unterstützt werden. Andere Sehaufgaben können im Bereich des Hobbys liegen (Handarbeiten, Briefmarken sammeln etc.). Die Probleme beim Fernsehen spielen oft eine zentrale Rolle. Mit einer Sehbehinderung ist die Lebensqualität und Selbstständigkeit stark eingeschränkt. Orthoptist:innen, die sich auf diese Problematik spezialisiert haben, bieten Sehbehinderten eine unabhängige und neutrale Beratung in dieser Lebenssituation.
Der Bereich „Low Vision“ umfasst folgende Punkte:

  • Die Beurteilung der Sehfunktionen, der Refraktion(Fehlsichtigkeit), der Lesefähigkeit und des Vergrößerungsbedarfs
  • Optimierung der Stärke des Brillenglases
  • Anpassung vergrößernder Sehhilfen:
    – Optisch vergrößernde Sehhilfen
    – Elektronisch vergrößernde Sehhilfen
  • Informationen zu adäquaten Beleuchtungsmöglichkeiten und ergonomischen Hilfen

Auch wird über weitere Rehabilitationsmöglichkeiten informiert, z. B.:

  • Informationen und Adressen der Frühförderung sehgeschädigter Vorschulkinder
  • Regelschulbetreuung
  • Spezielle Schulen
  • Berufsförderungswerke
  • Möglichkeiten der beruflichen Wiedereingliederung
  • Erlernen Blindentechnischer Grundkenntnisse etc.

Einige Orthoptist:innen haben sich durch eine qualifizierte und anerkannte Weiterbildung umfangreiches und fundiertes Wissen auf diesem Gebiet angeeignet. Als Spezialist:in für vergrößernde Sehhilfen und Low Vision Beratung“ können sie ihren Patient:innen aller Altersgruppen mit Sehbehinderungen ein breites Spektrum an Diagnostik-, Therapie- und Rehabilitationsmöglichkeiten anbieten.
Praxen mit einer solchen Orthoptist:in finden Sie über die Praxissuche.

Bei Fragen zu diesen Themen wenden Sie sich bitte an unseren Berufsverband: bod@orthoptik.de

Vielseitige Arbeit im interdisziplinären Team am Blindeninstitut Würzburg

 

Die Blindeninstitutsstiftung versorgt an verschiedenen Standorten in Bayern und Thüringen Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung aller Altersklassen mit und ohne zusätzliche Beeinträchtigungen. Der größte Standort ist Würzburg. Hier habe ich vor viereinhalb Jahren begonnen zu arbeiten. Im Blindeninstitut Würzburg arbeiten insgesamt sieben Orthoptistinnen in Voll- oder Teilzeit in unterschiedlichen Arbeitsbereichen mit verschiedenen Schwerpunkten. Dabei hat jeder Bereich seine eigenen Besonderheiten. Allen gemeinsam sind aber der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachrichtungen:

  • So fährt man in der visuellen Frühförderung ein- bis zweimal im Jahr mit der Frühförderin zu dem geförderten Kind, führt eine orthoptische Untersuchung durch und bespricht daraufhin mit der Frühförderin, mit Eltern und gegebenenfalls mit Erzieher:innen die Befunde und Fördermöglichkeiten.

  • Die Orthoptistinnen, die über das Beratungs- und Kompetenzzentrum Sehen und Kommunikation des Blindeninstituts Würzburg als interner Fachdienst für den Schul- und Erwachsenenbereich zuständig sind, führen ähnliche jährliche orthoptische Untersuchungen und Besprechungen mit Lehrer:innen, Gruppenmitarbeiter:innen und Therapeut:innen durch. Hier wird zudem in Zusammenarbeit mit zwei Augenoptikermeisterinnen/ Optometristinnen die Ausstattung mit optischen Hilfsmitteln in die Wege geleitet. Weiterhin besteht eine Kooperation mit der Universitäts-Augenklinik Würzburg.

  • Ebenfalls im Beratungs- und Kompetenzzentrum Sehen und Kommunikation eingeordnet sind externe Beratungsangebote. Hier wird beispielsweise das Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ angeboten und auch von einer Orthoptistin begleitet. Dieses besucht bayernweit Pflegeeinrichtungen und berät dort die Mitarbeitenden und Leitungskräfte zu den Themen Sehen im Alter und sehgerechte Barrierefreiheit.

  • Das MZEB (Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung) ist eine interdisziplinäre Praxis für erwachsene Menschen mit Behinderungen, ähnlich des Konzepts eines Sozialpädiatrischen Zentrums. Im MZEB werden Patient:innen von Ärzt:innen und Therapeut:innen verschiedener Fachdisziplinen gemeinsam behandelt. Als einziges MZEB in Deutschland sind in Würzburg auch ein Augenarzt und eine Orthoptistin beschäftigt.

 

Mittlerweile arbeite ich in drei dieser Bereiche (visuelle Frühförderung, Schulbereich, MZEB). Jede Abteilung hat dabei ihre eigenen Reize und Herausforderungen. Besonders habe ich in meiner bisherigen Zeit den Austausch zwischen den hier arbeitenden Orthoptistinnen und den interdisziplinären Austausch mit Lehrer:innen, Sozial- und Sonderpädagog:innen/Erzieher:innen, Optiker:innen, Ärzt:innen und Therapeut:innen genossen. Auch wenn die Untersuchung von mehrfach beeinträchtigten Patient:innen eine Herausforderung sein kann und bei Beantragungen von Hilfsmitteln immer wieder Hürden auftreten, kann man sich jederzeit an Kolleginnen wenden und findet gemeinsam eine Lösung.

Um mehr Orthoptist:innen einen Einblick in dieses vielfältige Arbeitsfeld zu ermöglichen, bietet das Blindeninstitut Würzburg auch die Möglichkeit, in den verschiedenen Abteilungen ein Praktikum oder eine Hospitation zu absolvieren. Bei Interesse an einem Praktikum oder einer Hospitation kann sich an die Sekretariate bzw. Anmeldungen der entsprechenden Abteilungen telefonisch gewandt werden:

Beratungs- und Kompetenzzentrum Sehen und Kommunikation: Tel. 0931/2092-23167

Visuelle Frühförderung: Tel. 0931/2092-2308

MZEB: Tel. 0931/2092-5500

Weitere Informationen sind auf der Website der Blindeninstitutsstiftung zu finden: www.blindeninstitut.de

 

Katrin Schuler-Dong

Blindeninstitut Würzburg

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