Pressemitteilung zum Koalitionsvertrag

Koalitionsvertrag setzt wichtiges Zeichen für Kompetenzorientierung im Gesundheitswesen – Orthoptik darf nicht abgehängt werden

Köln, 9. April 2025

Der Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V. begrüßt die im neuen Koalitionsvertrag angekündigten Schritte hin zu einem kompetenzorientierten Einsatz von Fachpersonal im Gesundheitswesen. Die vorgesehene Stärkung eigenständiger heilkundlicher Kompetenzen in den Gesundheitsberufen zeigt: Die Politik erkennt die Bedeutung moderner, interprofessioneller Versorgung und der konsequenten Nutzung von Qualifikationen an.

Positiv hervorzuheben ist, dass damit ein Paradigmenwechsel eingeläutet wird: Weg von berufsständisch starren Strukturen – hin zu einer patientenzentrierten, wissenschaftlich fundierten und effektiven Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen.

Ebenso ist es ausdrücklich zu begrüßen, dass die Bedeutung der ambulanten Versorgung und der Prävention hervorgehoben wird. Die Umsetzung dieser Ankündigungen bleibt jedoch mit Spannung abzuwarten. Entscheidend wird sein, ob und wie die angestoßenen Reformen in der Praxis tatsächlich ankommen, insbesondere bei den vulnerabelsten Gruppen: den Kindern und den Senior*innen.

Kritisch bewerten wir jedoch, dass die angekündigte Überarbeitung der Berufsgesetze bisher ausschließlich auf die Therapieberufe beschränkt bleibt. Die Orthoptik, die eine zentrale Rolle in der Diagnostik und Behandlung von Sehstörungen bei Kindern, neurologischen Patient*innen und in der interdisziplinären Zusammenarbeit spielt, droht damit erneut ins Abseits zu geraten.

Zudem reichen die aktuell definierten Leistungsgruppen im Krankenhausbereich für die komplexe und fachlich fundierte Versorgung von Patient*innen mit Seh- und Augenbewegungsstörungen nicht aus. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um die Versorgungssicherheit im stationären Bereich zu gewährleisten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit adäquat abzubilden.

Um mit den Entwicklungen in anderen Gesundheitsberufen Schritt zu halten und den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu folgen, fordern wir deshalb:

🔹 Die sofortige Öffnung der Modellklausel für den Bereich der Orthoptik, um innovative hochschulische Ausbildungsformen erproben zu können. 
🔹 Die perspektivische Umsetzung der Empfehlung, mindestens 20 % der Fachkräfte in der Orthoptik akademisch auszubilden, wie es in anderen Gesundheitsberufen längst auf den Weg gebracht wurde.

Nur so kann sichergestellt werden, dass Deutschland im internationalen Vergleich nicht weiter zurückfällt – und dass Patient*innen auch künftig von einer qualitätsgesicherten, evidenzbasierten und modernen orthoptischen Versorgung profitieren können.

Der BOD steht bereit, diesen Weg gemeinsam mit Politik, Hochschulen und Praxispartnern aktiv mitzugestalten.


Kontakt:

Melanie van Waveren, 1. Vorsitzende
Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V.
vorsitzende@orthoptik.de | Mobil: 0176-63339316| www.orthoptik.de

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