Der Vision-Screener der Fa. PlusoptiX hat in letzter Zeit viele Diskussionen ausgelöst. Einige nationale und internationale Studien mit diesem Gerät haben diverse Aspekte des Leistungsspektrums dieses Gerätes untersucht, die ich nachfolgend kurz skizzieren möchte.
Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass dieses Gerät anzeigt, ob eine Hyperopie oder Astigmatismus vorliegt. Es macht keine verlässlichen Aussagen über die Höhe der Fehlsichtigkeit oder die Achse bei Astigmatismus, so dass diese Refraktionswerte für eine Verordnung keinesfalls ausreichen würden. Eine Anisometropie wird relativ gut erkannt. In Zykloplegie ermittelt es keine verlässlichen Werte. Es ersetzt keine Skiaskopie!
Die neueste Arbeit diesbezüglich von AH Dahlmann, Br. J.Ophthalm.2009;93;346-349 bestätigt die o. g. Aussage. Schittkowski et al. Klin. Monatsblätter 2005; 222;983-992 haben die Messgenauigkeit in einer vergleichenden Studie untersucht mit dem Fazit: „Ein Ersatz für die Skiaskopie in Zykloplegie ist keines der genutzten Autorefraktometern. Eine Brillenordination nur nach Autorefraktometerwerten ist aus unserer Sicht abzulehnen.“
Ehrt et al. 2006, Z.prakt.Augenheilkd.27 ; 367-370 haben das Erkennen von Medientrübungen und Kleinstwinkelschielen untersucht. Im Erkennen von Kleinstwinkelschielen ist der Visonscreener nur bedingt einsetzbar, jedoch beim Erkennen von Medientrübungen sehr verlässlich. Schaeffel et al. 2007,Optom.Vis.Sci 84(7) 630-9, Section Neurobiologie der Augenklinik Tübingen bemängelt in erster Hinsicht die Ungenauigkeit der Hyperopiewerte.
Wir als Orthoptistinnen, die Kinder ausführlich orthoptisch untersuchen, können natürlich die ermittelten Werte als Zusatzinformation nutzen. D. h. es kann als Zusatzgerät in geübter orthoptischer Hand eines Augenarztes oder Orthoptistin eingesetzt werden. Allerdings bleibt davor zu warnen, die Untersuchungen mit dem Vision–Screener als IGeLeistung abzurechnen, was ich für äußerst bedenklich halte! Die eigentliche Leistung, nämlich eine gute Skiaskopie durchzuführen, sollte entsprechend honoriert werden und nicht die Messung mit einem Gerät, das nichts anderes als das Vorliegen einer Hyperopie, Astigmatismus, Anisometropie feststellt.
In der heutigen Zeit sind Untersuchungen in Zykloplegie unbequem, lästig und zeitaufwändig. In vollen Wartezimmern auch noch weinende Kinder und entnervte Eltern zu betreuen ist natürlich für alle unangenehm. Zudem wirken Untersuchungsergebnisse die mit dem Computer ermittelt (die Eltern sind sehr beeindruckt) werden, als modern und „zeitgemäß“…und entsprechen der allgemeinen Tendenz, Dinge schnell und bequem lösen zu wollen.
Die Skiaskopie ist weiterhin der Goldstandard !
Ein großes Problem ist zunehmend die Tatsache, dass immer weniger Augenärzte skiaskopieren können und dadurch natürlich ein Gerät verlockend erscheint, Refraktionswerte in Miosis ohne Skiaskopie ermitteln zu können.
Man muss sehen, für was dieses Gerät eingesetzt werden kann: als Zusatzinformation in einer Augenarztpraxis in geübter orthoptischer Hand!!
Die Bedeutung, als Orthoptistin skiaskopieren zu können, wird zunehmend wichtiger!
Zusammenfassung der Auswertung von 200 Kinderaugen im Alter von 0-3 J. (Veröffentlichung ist in Arbeit/ A. Zubcov; A. Cordey; L. Cirina )
Untersucht wurden die Kinder mit dem Vison-Screener in Miosis, danach in Zykloplegie skiaskopiert.
Sensitivität bedeutet: Kranke als krank zu erkennen
Spezifität bedeutet: Gesund als gesund zu erkennen
Die Auswertung zeigt eine Spezifität von ca.90 % und eine Sensitivität von ca. 40 %
Angelika Cordey, Orthoptistin Frankfurt am Main, Oktober 2009