Das exzentrische Sehtraining


Augenkrankheiten, welche die zentrale Sehfähigkeit beeinträchtigen, wie z.B. die immer häufiger auftretende Makuladegeneration, reduzieren nicht nur die Sehfähigkeit sondern machen zentrale Sehaufgaben oft unmöglich. Unstetige Suchbewegungen des Auges führen zu Ermüdungserscheinungen, Überanstrengung und sogar Lustlosigkeit. Visuelle Tätigkeiten wie z.B. Nähen, Stopfen, Basteln und Lesen werden vermieden, aber doch vermisst und man fühlt sich von seinen Mitmenschen abhängig. Lebt man allein, erzeugt dies eine gewisse Hilflosigkeit, sein Leben zu meistern.
Manchmal kommt es zu einem Lernvorgang und eine andere Stelle der Netzhaut übernimmt automatisch das Anschauen von Objekten. Das ist meist das Areal, wo noch das beste Sehvermögen vorhanden ist. Es ist oft jedoch nicht das optimalste zum Lesen. Denn um flüssiges Lesen erreichen zu können, muss das genutzte Areal auch über eine gewisse Ausdehnung verfügen, so dass immer mehrere Buchstaben gleichzeitig sichtbar sind. Worte können nacheinander durch Folgebewegungen erfasst werden, was eine flüssige Lesefähigkeit ermöglicht. Ist die genutzte Ausweichstelle auf der Netzhaut kleiner als 4-5°, so werden nur einzelne Buchstaben erkannt, die Wortzusammenhänge fehlen und es kommt zu einer stockenden Lesefähigkeit. Bei vorgegebener Vergrößerung wird dieses Problem noch verstärkt, weil noch weniger Buchstaben in das vorhandene Areal passen.
Durch das exzentrische Sehtraining kann durch strukturierte Trainingseinheiten flüssige Lesefähigkeit wiedererlangt werden und die Benutzung von optischen Sehhilfen, wie Lupen, die vorher nur mit Einschränkung eine Hilfe bedeuteten, verbessert werden. Dies fördert die Mobilität und die Selbständigkeit. 
Bei der Sehfunktionsuntersuchung werden sowohl die Ausdehnung des Zentralskotoms, als auch die noch funktionsfähigen Netzhautareale, festgestellt. Dies geschieht zunächst durch eine Gesichtsfelduntersuchung. Danach wird bei verschiedenen Sehaufgaben ein Fixationstest durchgeführt. Dieser gibt Aufschluss über die unterschiedlichsten Ausweichareale auf der Netzhaut und deren Ausdehnung. Um eine geeignete Lesestelle zu finden, werden die einzelnen Untersuchungsergebnisse miteinander verglichen. Mit der betroffenen Person werden verschiedene Leseeinstellungen ausprobiert und besprochen. Die am besten geeignete Stelle kann daraufhin für das exzentrische Sehtraining verwendet werden.
Das exzentrische Sehtraining setzt sich aus mehreren Lesetrainingseinheiten zusammen. Ein neues Computerprogramm hierfür ermöglicht ein wiederholtes selbstständiges Üben zu Hause. Dadurch ist bis zu einer Sehschärfe von mind. 0,05 (und sogar manchmal bis 0,03) das Lesen von Zeitungsdruck mit einer Speziallesebrille (Hyperokular) in einem kurzen Leseabstand erreichbar. Dies wird Schritt für Schritt über einen Zeitraum von ca. 3 bis 4 Wochen eingeübt. Die Kosten der zu verordnenden Brille trägt im Regelfall die Krankenkasse. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an unten genannte Ansprechpartner oder anderer Einrichtungen, die diesen Service anbieten.
Das Ziel des exzentrischen Sehtrainings ist es eine mobile Lesefähigkeit für unterwegs und zu Hause zu erreichen. Außerdem kann nach erfolgreichem Training zur  Orientierungshilfe im Straßenverkehr ein Monokular angepasst werden. Für Sehaufgaben in einem mittleren Abstand (ca. 40-50 cm) können zusätzlich entsprechende optische Sehhilfen besser angepasst und ausgenutzt werden.
Ansprechpartner:         Tel.: 0371-3344258
Petra Oertel-Verweyen, Orthoptistin / Sehfunktionstherapeutin 
petra.oertel-verweyen@sfz-chemnitz.de
Ulrike Meinhold, Dipl.-Ing. (FH) Augenoptik
ulrike.meinhold@sfz-chemnitz.de

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