Vorsorge

Vorsorgeuntersuchung

Gutes Sehen ist nicht selbstverständlich. Ob ein Kind gut sehen kann oder nicht, können Eltern nur durch das Beobachten seines Verhaltens nicht ausreichend beurteilen. Auch Kinder, deren Sehschärfe nicht normal entwickelt ist, bewegen und orientieren sich oft unauffällig. Sicherheit kann nur eine augenärztliche-orthoptische Vorsorge-Untersuchung bringen. Die Ausreifung der Sehschärfe fängt mit der Geburt an und ist erst mit Vollendung der Pubertät abgeschlossen. Bis dahin ist es ein langer Weg, der durch verschiedene Faktoren gestört werden kann. In den meisten Fällen sind die Kinder in den ersten Lebensjahren leicht weitsichtig.

Diese Weitsichtigkeit kann die kindliche Augenlinse selbst gut ausgleichen. Aber ob das Kind nur eine altersentsprechende Weitsichtigkeit hat, die seitengleich ausgeprägt ist, ob es einen kleinen Schielwinkel hat oder wie sich die Zusammenarbeit beider Augen entwickelt, dies alles kann nur durch eine gezielte Untersuchung geprüft werden, die verschiedene Risiken für die Entwicklung des Sehens erkennen lässt. Die Aufdeckung dieser Risiken ist bereits seit vielen Jahren Bestandteil der U-Untersuchungen, die Kinder- und Hausärzte vornehmen. Allerdings erfordert eine gute Diagnostik Fachkompetenz, Ausbildung und Erfahrung.
Für Augenärzt:innen und vor allem für Orthoptist:innen, die auf diesem Gebiet spezialisiert sind, sind diese Untersuchungen tägliche Routine. Sie können den Eltern die Gewissheit geben, ob sich die Augen ihres Kindes schon gesund entwickeln oder ob etwas dafür unternommen werden muss. Dabei ist die Aufdeckung möglicher korrekturbedürftiger Brechkraftfehler wie zum Beispiel Weit- oder Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung sowie eines Schielens so früh wie möglich enorm wichtig, um eine Heilung erzielen zu können. Auch organische Veränderungen der verschiedenen Augengewebe wie beispielsweise eine Trübung der Linse sollten möglichst rasch erkannt werden. Eine spät entdeckte Sehschwäche und/oder Schielen, zum Beispiel erst mit dem vierten bis fünften Lebensjahr, kann je nach Ausprägung trotz umgehender Behandlung gegebenenfalls nur in einer Defektheilung enden.
Daher raten die Fachgesellschaften der Augenärzt:innen und Orthoptist:innen zu Vorsorgeuntersuchungen im ersten (1.), dritten bis vierten (3. – 4.) und sechsten (6.) Lebensjahr.
Für eine erfolgreiche Therapie ist die Mitarbeit von Eltern und Kind erforderlich. Eltern müssen umfassend über das Augenproblem ihres Kindes aufgeklärt werden. Sie sollten wissen, worum es geht, damit sie ihr Kind entsprechend motivieren können. Eltern können Augenarztpraxen, die mit Orthoptist:innen zusammenarbeiten, unter der Praxensuche in ihrer Wohnortnähe finden.

Gutes Sehen – auch im Alter!

Mit zunehmendem Alter nehmen bekanntermaßen nicht nur die gesundheitlichen Probleme zu, sondern auch die Unfallgefahr durch schlechteres Sehen.
Im Gegensatz zu den akuten Fällen treten manche Sehverschlechterungen auch schleichend auf. Viele Menschen bemerken nicht, dass ihre Sehschärfe sich zunehmend verschlechtert hat. Dabei ist gutes Sehen im Alter durchaus noch möglich, wenn regelmäßige augenärztliche und ggf. auch orthoptische Kontrollen bei einer Orthoptist:in wahrgenommen werden.
Um unnötige Unfälle, Stürze oder Verletzungen im Alter zu vermeiden, ist eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung zu empfehlen. Diese sollte bei Senior:innen 1x jährlich erfolgen. Durch eine frühzeitige Erkennung von Augenerkrankungen, die die Sehschärfe mindern, kann eine vorbeugende Therapie rechtzeitig eingesetzt werden und somit die Seh- und Lebensqualität im Alter noch lange erhalten bleiben.
In Hinblick auf eine mögliche Sturzprävention sollten die verschiedenen Möglichkeiten der Korrektur ausführlich mit dem Patienten besprochen werden.
Trübungen der Augenlinse können heute meist problemlos durch das operative Entfernen der getrübten Linse und Einsetzen einer Kunstlinse behandelt werden.
Falls die Sehschärfe für eine normale Fern- und/oder Nahbrille nicht ausreichend ist, gibt es verschiedene praktische Lupensysteme, die entsprechend der Mobilität der/s Patient:in ausgesucht werden sollten. Der Einsatz und die Handhabung dieser Lupensysteme muss mit der/m Patient:in eingeübt werden, da sie oft etwas Geduld erfordern. Nur eine gute Anpassung zusammen mit dem Training im sicheren Umgang mit solchen vergrößernden Sehhilfen gewährt den gewünschten Erfolg.

Trifokalbrille
Gleitsichtbrille

Regelmäßige Brillenkontrollen

Auch im Alter kann sich die Brechkraft der Augen noch verändern. Die Ursache hierfür liegt im Wesentlichen in der altersbedingten Verminderung der Verformbarkeit der Linse im Auge, aber auch eine zunehmende Trübung der Linse kommt in Frage.
Bei älteren Menschen ist das Sehen in der Nähe, z. B. beim Lesen oder Handarbeiten, durch die reduzierte Verformbarkeit der Augenlinse ohne Brille nicht mehr möglich. Die Augenlinse kann sich nicht mehr für ein scharfes Sehen in der Nähe entsprechend einstellen. Eine Nahbrille ist erforderlich. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Besteht keine Brillennotwendigkeit für das Sehen in der Ferne, so genügt eine reine Lesebrille, die auch als Halbbrille angefertigt werden kann.
Wenn bereits für die Sicht in der Ferne eine Korrektur notwendig ist, kann eine sog. Zweistärkenbrille (Bifokalbrille) hilfreich sein. Im unteren Teil des Glases wird dann ein Nahteil eingearbeitet. Da wir bei Naharbeiten (Lesen, Schreiben, Essen etc.) meist den Blick nach unten einnehmen, schaut man automatisch dann durch die für die Nähe erforderliche Korrektur. Je nach Stärke der Gläser wird beim Übergang zwischen Fern- und Nahteil häufig ein kleiner „Bildsprung“ als störend empfunden. Viele Patient:innen gewöhnen sich nach einiger Zeit recht gut daran und nehmen dann diesen Bildsprung gar nicht mehr wahr. Zu beachten ist aber, dass man beim Treppensteigen, vor allem aber beim Treppenabgang auch den Abblick einnehmen muss. Da kann dann das Nahteil sehr hinderlich sein. Treppenstufen können übersehen werden und ein Sturz droht. Um dies auszugleichen, muss der Kopf vermehrt gesenkt werden, damit das Sehen durch das Fernteil des Glases wieder möglich ist. Für Patient:innen mit Rückenwirbelproblemen ist das Senken des Kopfes häufig nicht so einfach, so dass man in diesen Fällen besser auf zwei getrennte Brillen ausweicht: eine Brille für die Ferne und extra eine für den Nahbereich.
Eine weitere Möglichkeit der Korrektur ist ein sog. Mehrstärkenglas, welches das Sehen in verschiedenen Distanzen ermöglicht: Ferne, mittlere Distanzen – z. B. PC-Arbeit, Waren in Einkaufsregalen etc. -, und Nähe.
Diese Mehrstärkengläser können als Dreistärkenglas und mit fließenden Übergängen (Gleitsichtglas) gearbeitet werden. Dies bedarf jedoch einer exakten Brillenbestimmung sowie einer guten Anpassung. Hier ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Augenärzt:in, Orthoptist:in und Augenoptiker:in von großer Bedeutung.

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